Die Eisenbahn als Motor der Industrialisierung
Die Bedeutung der Eisenbahn
Zu den bedeutendsten Erfindungen der Industrialisierung gehörte die Eisenbahn. In Deutschland fuhr sie erstmals 1835 zwischen Nürnberg und Fürth. Dies bildete den Auftakt für den Bau eines weit verbreiteten Eisenbahnnetzes und einer punktuellen Ausweitung der Industrialisierung.
Auch im Coburger Land fiel die Industrialisierung mit der Eröffnung der Werrabahn im Jahr 1858 zusammen. Der Transport von Rohstoffen, der bisher über Flöße und Pferdefuhrwerke bestritten wurde, erfolgte nun schneller und günstiger. Die mittelalterlichen Handelsrouten verloren dadurch an Bedeutung.
Veränderungen im Raum
Die neue Mobilität lockte viele Firmengründer in die Region. Entlang der Bahnstrecken von Coburg nach Lichtenfels und Sonneberg entstanden neue Fabriken. Dazu gehörten die 1858 gegründete Coburger Hofbräu AG und das 1857 vom Industriellen Joseph Rudolph Geith eröffnete Annawerk in Oeslau (heute Rödental). Von der Industrialisierung profitierten nicht nur Städte wie Coburg oder Neustadt bei Coburg, sondern auch kleinere Orte wie Oeslau, Mönchröden, Ebersdorf bei Coburg oder Grub am Forst, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Bauerndörfern zu prosperierenden Industriestandorten entwickelten. Allerdings beschränkte sich das wirtschaftliche Wachstum auf die Orte mit einer Bahnanbindung.
Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung blieb jedoch ungebremst. Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 läutete die Hochindustrialisierung ein. Infolgedessen stieg auch im Coburger Land die Zahl der Fabriken. Der Eisenbahngüterverkehr nahm von 1860 bis 1890 um rund 648 Prozent zu, was den Staat zu weiteren Investitionen in den Schienenverkehr zwang. Neue Güterbahnhöfe und Bahnstrecken entstanden. Eine erste Erweiterung erfolgte 1892 mit der Eröffnung der Bahnlinie von Coburg nach Bad Rodach. Bedeutend waren auch die Einweihung der Itzgrundbahn bis Rossach im Jahr 1900 und die Fertigstellung der sogenannten Karussellbahn 1920. Diese Streckenerweiterungen brachten neben Bad Rodach auch Untersiemau, Frohnlach, Sonnefeld und Weidhausen einen Bahnanschluss, was dort eine verspätete industrielle Entwicklung auslöste.
Der Coburger Güterbahnhof
Eine zentrale Bedeutung für den Transportverkehr gewann der 1903 eröffnete Coburger Güterbahnhof, der als lokaler Verteiler für Stadt und Land fungierte. Seine Umschlagszahlen stiegen bis 1913 auf 153.000 Tonnen an. Importiert wurden vor allem Rohstoffe wie Kohle und Holz, sowie Getreide, Eisen und Stahl. Im Export dominierte Bier, was hauptsächlich auf das florierende Geschäft der Coburger Hofbräu AG zurückzuführen war.