Pendler und Arbeitslosigkeit

Fachkräftemangel im Grenzgebiet

Vor der Grenzöffnung klagten viele Unternehmen in der Region Coburg über die Schwierigkeiten, Mitarbeitende für ihre Betriebe zu finden. Das ehemalige Hinterland lag unerreichbar jenseits der Grenze und es war mühsam, potenzielle Arbeitskräfte aus anderen Teilen der Bundesrepublik ins abgelegene Grenzland zu locken.

Schlagartige Änderung nach der Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung änderte sich dies schlagartig. Menschen aus den benachbarten Regionen Thüringens strömten ins Coburger Land, um hier neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu finden. Schon im Jahr 1990 konnten die heimischen Betriebe offene Stellen mit Arbeitnehmenden aus den neuen Bundesländern besetzen.

Diese positive Entwicklung hatte jedoch auch eine Schattenseite. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten konkurrierten die Personen aus Thüringen nun mit ihren Kollegen aus dem Coburger Land um Arbeitsplätze. Dies führte während der wirtschaftlichen Schwächephase der 2000er Jahre zu einem Verdrängungswettbewerb auf dem Coburger Arbeitsmarkt, der viele Arbeitnehmenden aus Stadt und Landkreis in die südlich benachbarten Regionen ausweichen ließ.

Einige Arbeitnehmende aus der ehemaligen DDR verlegten ihren Wohnsitz komplett in den Westen, während andere täglich aus den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen pendelten. Der Raum Coburg hat seit den 90er Jahren die höchste Ost-Einpendlerquote der alten Bundesländer. In den 2000er Jahren war jeder siebte Arbeitsplatz in Coburg von einem Pendler aus den neuen Bundesländern besetzt.

Aktuell pendeln fast die Hälfte der Auspendelnden aus dem Landkreis Sonneberg, nämlich 43,5 %, zum Arbeiten in den Landkreis oder die Stadt Coburg. Etwa 33 % derjenigen, die den Landkreis Hildburghausen zum Arbeiten verlassen, sind in der Region Coburg beschäftigt. Die zunehmende Verflechtung des Arbeitsmarktes über die ehemalige Grenze hinweg zeigt sich auch an der Zahl der Beschäftigten aus Coburg Stadt und Land, die zum Arbeiten in den Landkreis Sonneberg pendeln. Immerhin ein Viertel der Einpendler in den südthüringischen Landkreis kommt aus der Region Coburg.

Wirtschaftliche Herausforderungen

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der 1990er und 2000er Jahre hinterließen deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt. 1997 erreichte die Arbeitslosenquote im Raum Coburg einen zweistelligen Wert. Nach einer kurzen Erholungsphase brach die Wirtschaft im Gefolge der Anschläge vom 11. September 2001, der unsicheren Weltlage und der anschließenden Kriege in Afghanistan und im Irak wieder ein. Negativer Höhepunkt waren die Jahre 2003 bis 2006, in denen die Region wieder zweistellige Arbeitslosenquoten aufwies. Im September 2006 lag der Wert für die Stadt Coburg bei 14,9 %. Zeitweise lag die Arbeitslosigkeit im Raum Coburg sogar über dem Bundesdurchschnitt.