Interview mit Daniela Kahl, 40 Jahre, geprüfte Bestatterin

Seit wann sind Sie als Bestatterin tätig?

Seit 1999.

Wie wird man Bestatterin?

Unser Familienunternehmen besteht seit 1968. Während meiner kaufmännischen Ausbildung ist mir klar geworden, dass ich nach meiner abgeschlossenen Berufsausbildung im Familienunternehmen einsteigen möchte.

Wie sehen der Alltag und die damit verbundenen Aufgaben aus?

Den Tagesablauf kann man als Bestatter nicht immer zu 100 % planen. Es kommt immer anders als man denkt. Wichtig ist jedoch, dass man ohne Stress und pünktlich zur Trauerfeier erscheint, den Angehörigen nicht das Gefühl gibt, man hat keine Zeit oder man ist mit den Gedanken nicht dabei. Organisation, Pünktlich- und Ehrlichkeit sind in diesem Beruf das A und O.

Für was sind Sie persönlich zuständig?

Meine Aufgaben sind folgende:

– Organisation von Trauerfeiern

– telefonische Annahme von Sterbefällen, Anfragen etc.

– Trauergespräche, Terminvereinbarung mit den Angehörigen, Pfarrer, Trauerredner, Friedhofsverwaltung, Blumen bestellen, Organist bestellen, Abmeldungen erledigen

– Behördengänge (Standesamt, Polizei, Friedhofsverwaltung etc.)

– Begleitung der Angehörigen vor – während und nach der Trauerfeier

– Planung und Ausgestaltung von Trauerfeiern

– Traueranzeigen und Trauerdruck entwerfen und drucken

– Bildbearbeitung

– Tagesablauf organisieren

– Buchhaltung

– Angebotserstellung und Rechnungslegung

– Bereitschaft rund um die Uhr

– Überwachung des Qualitätmanagement`s / Datensicherung

– Werbeanzeigen entwerfen

– Grabmachertechnik

– Überführung von Verstorbenen

– Datensicherung

– E-Mail Verkehr überwachen

Beschreiben Sie Ihren Arbeitsalltag in 3 Worten.

Flexibel, spannend und vielseitig

Wieso haben Sie sich genau für diesen Handwerksberuf entschieden?

In der schweren Zeit der Trauer möchte ich mit meinem Wissen den Angehörigen zur Seite stehen, sie begleiten und für einen „Unvergesslich schönen Abschied“sorgen. Ich weiß früh nicht, was mich am Tag erwartet, man kann seinen Tag nicht planen, muss flexibel sein und sich immer auf die vorhandene Situation neu einstellen können. Jeder Trauerfall ist anders.

Was macht Ihren Beruf so spannend?

Ich bin froh, dass ich in einer Notsituation helfen kann und schätze die Abwechslung an meinem Beruf – ob im Trauergespräch,bei der ganz persönlichen Gestaltung von Trauerkarten und – Anzeigen oder bei den immer wieder besonders arrangierten Trauerfeiern. Ich stelle mich gerne flexibel auf jeden Trauernden ein und denke, dass meine hohen Ansprüche an mich auch meinen Kunden zugutekommen. Für mich bedeutet Begleitung der Hinterbliebenen mehr als „Trauerhalle öffnen – Trauerhalle schließen.“

Welche Stärken/Fähigkeiten braucht man für Ihren Beruf?

Einfühlungsvermögen, Geduld, Flexibilität, Individualität, Zuverlässigkeit, Zuhören können, mit Rat und Tat zur Seite stehen, Respekt, Kreativität

Was fällt Ihnen schwer im Beruf?

Wenn junge Menschen oder Kinder von uns gehen müssen.

Was waren die beruflichen Meilensteine, die Sie bisher bewältigt haben?

Nach meiner Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau habe ich bei einem Bestatter in Ulm ein Praktikumsjahr absolviert, danach bin ich in den elterlichen Betrieb eingetreten und habe 2003 meine Prüfung zur „geprüften Bestatterin“ auf dem Lehrfriedhof in Münnerstadt, in Bad Salzschlirf, in Kassel, in Paderborn und in Düsseldorf abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war ich „Bayerns jüngste geprüfte Bestatterin“ – das hat mich schon ein klein bisschen stolz gemacht.

Wo findet Ihre Arbeit statt? Was ist das erste Werkzeug oder Material, das Sie früh in die Hand nehmen?

Mein Arbeitstag beginnt meistens im Büro. Als erstes übernehme ich das Telefon, das nachts auf meine Eltern geschaltet ist, danach bereite ich die Büroräume für den täglichen Kundenverkehr vor und öffne die Türe.

Gibt es Besonderheiten in Ihrem Beruf?

Die Arbeitskleidung ist überwiegend schwarz-weiß, sauber und ordentlich. Man hat 24 Stunden Bereitschaft auch an Wochenenden, Sonn- und Feiertagen. Die Arbeitsorte sind verschieden: unsere Büro, Friedhof, Standesamt, Polizei, Trauerhaus und bald in unserer eigenen Trauerhalle mit Café.

Haben Sie genügend Zeit für Familie, Freunde und Hobby?

Ich versuche schon, dass ich für Familie, Freunde und meine Hobbys Zeit finde. Es gibt aber auch oft Situationen, wo man einen Termin verschieben muss, weil ein Sterbefall eingetreten ist und die Angehörigen meine Hilfe benötigen. Man braucht gute Freunde, die den Beruf verstehen, wenn man kurzfristig einen Termin absagen muss.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Tierärztin / Tierpflegerin

Wie sind Ihre Aussichten im Beruf? Welche Weiterbildungen oder Aufstiegsmöglichkeiten gibt es?

Funeral-Master (Bestatter – Meister) oder Thanatopraktiker

Was können Sie Leuten empfehlen, die sich für Ihren Beruf interessieren?

Man muss mit beiden Beinen im Leben stehen, sollte geduldig, ehrlich und stabil sein und Flexibilität mitbringen.

Welche war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?

Dass ich nach meiner Lehre als Einzelhandeskauffrau in den Bestatterberuf eingestiegen bin. Ein weiterer Meilenstein ist der Kauf unseres neuen Firmengrundstückes in Meschenbach für den Umbau zur eigenen Trauerhalle mit Trauercafe.